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Die Kunst der Fachwerksanierung: Tradition bewahren, Moderne integrieren

Fachwerkhäuser sind nicht nur historische Schätze, sondern auch architektonische Meisterwerke, die den Charme vergangener Zeiten bewahren. Ihre Konstruktion, ähnlich der Holzständerbauweise, zeichnet sich durch ein tragendes Skelett aus Holzbalken und gefüllten Gefachen aus. Doch wie unterscheidet sich die Sanierung eines Fachwerkhauses von modernen Holzständerbauten? Welche Herausforderungen und Besonderheiten sind dabei zu beachten? Und wie lässt sich die Sanierung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes durchführen? In diesem Artikel finden Sie die Antworten auf diese Fragen.

Aufbau eines Fachwerkhauses im Vergleich zur modernen Holzständerbauweise

Fachwerkhäuser bestehen aus einem Gerüst aus Holzbalken, den Fachwerkbalken, die durch sogenannte Riegel verbunden sind. Die Zwischenräume dieser Konstruktion, die Gefache, werden traditionell mit Lehm, Ziegelsteinen oder Holz ausgefüllt. Im Gegensatz dazu besteht die moderne Holzständerbauweise aus einem Skelett aus vertikalen und horizontalen Holzständern, das mit einer Vielzahl von Dämmmaterialien gefüllt wird. Während Fachwerkhäuser durch ihre sichtbaren Holzbalken und Gefache charakterisiert sind, sind moderne Holzständerbauten häufig vollständig verkleidet.

Denkmalschutz bei der Sanierung eines Fachwerkhauses

Bei der Sanierung eines Fachwerkhauses müssen besondere Vorschriften des Denkmalschutzes beachtet werden. Während die Außenfassade oft unter strengen Auflagen restauriert werden muss, bieten die Innenräume mehr Freiheiten für Modernisierungen. Erlaubte Farben und Putze für die Fassade werden oft durch regionale Denkmalschutzrichtlinien festgelegt, um den historischen Charakter zu bewahren. Innenräume können hingegen individueller gestaltet werden, wobei jedoch oft bestimmte Elemente wie Holzbalkendecken oder historische Fenster erhalten bleiben müssen.

26.11.2019 Statik Geruerst Hof Altbau Denkmalschutz Naturstein Zimmermann Fachwerk 04

 

Schritte der Fachwerksanierung

Ausbesserungen des Tragwerks

Um eine Fachwerkwand sachgemäß zu sanieren und dabei die Substanz möglichst wenig zu belasten, ist es zunächst erforderlich, Holzschäden ausfindig zu machen und zu beheben. Dies geschieht durch spezialisierte Fachleute, die die oberste Holzschicht sorgfältig mit einer gut geschärften Axt entfernen. Von Pilzen oder Insekten befallene Balkenschichten werden mit einem Beil bis zum gesunden Holz abgetragen. Ebenso müssen Putz- und Mörtelfüllungen sowie Überreste von Kitt entfernt werden. Reparaturen werden zimmermannsmäßig ausgeführt, wobei darauf geachtet wird, dass das verwendete Holz identisch ist. Hierbei spielen handwerkliche Fertigkeiten ebenso eine Rolle wie die Berücksichtigung von Faktoren wie Restfeuchte, allgemeiner Zustand des Holzes und der Bausubstanz.

Morsche Balken müssen selbstverständlich ersetzt werden. Zu diesem Zweck wird das Fachwerk von Spezialisten mit einer Winde angehoben. Der Wandabschnitt wird millimeterweise in die Höhe gezogen, um den betroffenen Balken auszutauschen. Währenddessen stützen Hilfsständer die Wand von außen. Zusätzlich ist es wichtig, dass der Zimmermann verfallene Holzverbindungen im Fachwerk wiederherstellt. Falls dies nicht möglich ist, werden genagelte Blechteile verwendet, die später nicht sichtbar sind. Bei der Reparatur von Fachwerk wird stets darauf geachtet, dass das verwendete Holz der heimischen Holzart des bestehenden Gebäudes entspricht.

Auffüllen der Gefache

Beim Ausbessern oder Austauschen von Gefachen ist es wichtig, intakte Stroh-Lehm-Gefache zu erhalten, während alle lockeren Gefache nachgearbeitet werden. Neue Gefache sollten mit möglichst kleinen Lehmsteinen oder ähnlichen Materialien gemauert werden. Es ist von großer Bedeutung zu beachten, dass nur sehr wenige Materialien für das Ausmauern von Fachwerk geeignet sind. Nicht empfohlen sind Gasbetonsteine, Hochglanzziegel oder Zementmörtel.

Der Anschluss an die Holzbalken erfolgt mittels Dreikant- oder Trapezleisten, die in den Stein eingekerbte sind. Die Gefache sollten zwei Zentimeter hinter dem Fachwerk enden oder mit Lehmschlag ausgefüllt werden. Für das Verputzen der Gefache wird außen ein zweilagiger, flächenbündiger Neuverputz mit feinkörnigem Kalkputz oder Kalk-Lehmputz in beliebiger Richtung aufgetragen. Über die Holzkonstruktion hinausragende Putzflächen müssen in den "beizuziehen" sein; ein "kissenartiges Vorputzen" ist nicht gestattet. Dies gilt ebenso für Putzausbesserungen.

Farbgebung und Holzschutz

Die Farbgebung der Fassaden und der Fassadendetails sollte in harmonischem Einklang miteinander und mit der Umgebung stehen. Die Außenanstriche der Gefache sollten mit mineralischen Farben wie Silikatfarben oder Kalkfarben durchgeführt werden, wobei auf den Einsatz von Kunststofffarben verzichtet werden sollte. Für die Fachwerkkonstruktion empfiehlt sich ein diffusionsoffenes Anstrichsystem für den Holzschutz und die farbliche Gestaltung der äußeren Fachwerkhölzer. Vorherige Anstriche und Spachtelmassen, die die Diffusion behindern, müssen gründlich entfernt werden. Als Holzschutz ist beispielsweise ein Anstrich mit Leinölfirnis geeignet. Die Schalung kann in ihrer natürlichen Holzoptik belassen werden.

Wärmedämmung eines Fachwerkhauses

Die Wärmedämmung eines Fachwerkhauses kann eine Herausforderung darstellen, da sie die historische Struktur nicht beeinträchtigen darf. Eine Möglichkeit ist die nachträgliche Dämmung von Innen oder Außen, wobei spezielle Dämmmaterialien verwendet werden, die sich gut in die bestehende Architektur integrieren lassen. Ein Fachwerkbau kann bei einer nicht sachgerechten energetischen Sanierung empfindlich reagieren. Bei einer andauernden Durchfeuchtung etwa kann es zu Pilzbefall und Insektenbefall kommen. Im schlimmsten Fall können erhebliche Bauschäden oder sogar der Substanzverlust ganzer Bauteile die Folgen sein.

Die gängige Methode der Dämmung besteht darin, diese an der Außenseite anzubringen. Wenn keine denkmalpflegerischen oder gestalterischen Bedenken bestehen, kann auch bei Fachwerkgebäuden eine Außendämmung mit einer moderaten Dämmstärke durchgeführt werden. Die (teilweise) Verkleidung der Fachwerkfassade sollte idealerweise in einer regionaltypischen Bauweise, vorzugsweise mit Holz, erfolgen.

Jedoch stellen Denkmalschutzvorschriften oder Erhaltungsschutz für historische Ensembles oft eine Hürde für eine Außendämmung dar. In solchen Fällen kann eine Innendämmung in Betracht gezogen werden, vorausgesetzt, dass dabei keine historischen Ausstattungen im Inneren des Gebäudes beeinträchtigt werden. Es ist besonders wichtig, bauphysikalische Zusammenhänge zu berücksichtigen, um Schäden durch ständige Feuchtigkeit an der Außenwand zu vermeiden. Dabei ist sicherzustellen, dass ein ungehinderter Feuchtetransport sowie die Verdunstung nach außen und innen gewährleistet sind.

Als bewährte Methode zur Sanierung von Fachwerkhäusern haben sich kapillaraktive Innendämmungen mit Lehmmörtel- oder Kalkprodukten erwiesen, die ein gesundes und ökologisches Wohnklima fördern.

Fazit:

Die Sanierung eines Fachwerkhauses erfordert ein hohes Maß an Fachkenntnis, Sorgfalt und Respekt vor der historischen Bausubstanz. Durch die richtige Balance zwischen Tradition und Moderne können Fachwerkgebäude nicht nur erhalten, sondern auch für zukünftige Generationen erlebbar gemacht werden. Mit einem erfahrenen Bauunternehmen wie uns an Ihrer Seite können Sie sicher sein, dass Ihr Fachwerkhaus in neuem Glanz erstrahlt, ohne seinen einzigartigen Charakter zu verlieren. Wir beraten Sie gern!